Spricht ein Kind weniger oder ist schwerer zu verstehen als andere Kinder im selben Alter, kann dahinter eine Sprachentwicklungsstörung (SES) oder Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) stecken.
Ein Rückstand in der Sprachentwicklung von bis zu einem halben Jahr wird Sprachentwicklungsverzögerung genannt. Beträgt die Verzögerung mehr als 6 Monate spricht man von einer Sprachentwicklungsstörung, dann sollte die Sprachentwicklung unbedingt abgeklärt und gegebenenfalls durch eine Therapie unterstützt werden. Die aufgelisteten Entwicklungsphasen beziehen sich auf den Grammatikerwerb nach Clahsen.
Vorsprachliche Entwicklung (bis 12. Monat):
Blickkontakt, Zeigen, Geben und Nehmen, Gegenstände austauschen, Lallen
Phase I (12.-18. Monat) - Vorläufer zur Syntax
Einwortäußerungen z.B. "Mama", "Ball", "da", "nein", hauptsächlich Nomen
Phase II (18.-24. Monat) - Erwerb des syntaktischen Prinzips
Zweiwortäußerungen z.B. "Mama da.", "Ball weg.", "Auto haben", Pronomen, Adjektive, Adverbien, Verben im Infinitiv oder Verbstamm ohne Endung z.B. "essen" oder "ess", Verb-Endstellung
Phase III (24.-30. Monat) - Vorläufer der einzelsprachlichen Syntax
Mehrwortäußerungen z.B. "Da Auto fahren.", "Mama Ball haben"., Verb meist in Endstellung, noch keine Subjekt-Verb-Kongruenz, Verneinung mit "nicht"
Phase IV (30.-36. Monat) - Erwerb einzelsprachlicher syntaktischer Besonderheiten
Mehrwortäußerungen z.B. "Der Ball ist auf die Sofa", Präpositionen und Artikel werden verwendet, Verb wird an Subjekt angepasst, korrekte Fragebildung, meist Nominativ verwendet
Phase V (36.-42. Monat) - weiterer Erwerb einzelsprachlicher syntaktischer Besonderheiten
Mehrwortäußerungen z.B. "Das rote Auto habe ich gestern gesehen, als wir in den Park gingen.", Konjunktionen werden verwendet (wenn, weil, aber...), korrekte Bildung von Haupt-, und Nebensätzen, Akkusativ und Dativ werden korrekt verwendet.
In den ersten Einheiten findet die logopädische Befunderhebung mit einem Sprachentwicklungstest statt. Dieser überprüft detailliert sprachliche Bereiche wie Sprachverständnis, Sprachproduktion und Sprachgedächtnis. Auf Grundlage der Ergebnisse der Diagnostik wird in der Therapie gezielt auf einzelne Bereiche eingegangen, um die Sprachentwicklung des Kindes zu unterstützen. Alle therapeutischen Maßnahmen werden in Spielen eingebaut und je jünger das Kind, desto mehr liegt die gemeinsame Arbeit mit den Eltern im Fokus der Therapie.
© Anita Obersteiner, BSc
Gesundheitsschmiede
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5203 Köstendorf